Tiziana Realini (1984)

In ersten intensiven Kontakt mit dem Pferdesport kam die in der Tessiner Gemeinde Losone aufgewachsene Tochter eines Apothekers im Alter von 13 Jahren. Dass sie von ihren Eltern bereits zwei Jahre später mit Gamour CH ihr Pferd erhielt, sollte sich für ihre Karriere als grosser Glücksfall erweisen: 2008 lebte sie mit dem von ihr selbst ausgebildeten Wallach den Traum von Olympia, als sie an der Vielseitigkeitsprüfung (Concours Complet) der Olympischen Spiele von Peking als einzige Schweizer Vertreterin teilnehmen durfte

Die Liebe zur Kombinationssportart Concours Complet, die sich aus den drei Teildisziplinen Dressur, Springen und Geländeritt (Cross) zusammensetzt, entdeckte Realini nicht zuletzt dank mehreren Besuchen während ihrer Sommerferien mit Gamour CH bei der Reit-Legende Paul Weier im zürcherischen Elgg. Der mehrfache Schweizermeister und Olympiateilnehmer Weier brachte Realini, die bis dahin eine grosse Freude für Dressur und Springen mitbrachte, insbesondere die Disziplin Cross näher.

2004 machte Realini im Concours Complet mit dem 5. Rang an der Europameisterschaft (EM) der Jungen Reiter in Barroca d'Alva (POR) auf sich aufmerksam. In der höchsten Kategorie (Elite) wurde sie 2006 in Avenches Schweizermeisterin. Der 17. Rang an 2007 der EM in Rom brachte ihr erste wertvolle Punkte für die Olympiaqualifikation, welche sie schliesslich im Frühjahr 2008 mit zwei Siegen an 3-Sterne-Prüfungen sicherstellen konnte. An den Olympischen Spielen belegte sie den 36. Rang.

In der Phase nach Olympia beschäftigte sich Realini intensiviert mit der Ausbildung junger, mitunter auch „schwieriger“ Pferde und dem Unterricht von Reitschülern verschiedener Stufen. Realinis Kunden wussten und wissen dabei nicht nur ihre Erfahrung als Profireiterin zu schätzen, sondern auch ihre an die „Natural Horsemanship“ angelehnte, pferdegerechte und psychologische Arbeitsweise. So wendet die Tessinerin sowohl bei der Bodenarbeit als auch beim Reiten nur solche Methoden und Hilfsmittel an, die dem Pferd keine Schmerzen zufügen und es nicht überfordern.

Im Sommer 2019 hat Realini in Bern den Eidgenössischen Fachausweis „Expertin der Pferdebranche“ (Meisterprüfung) erworben. Der Berufsprüfung Spezialistin der Pferdebranche hatte Sie bereit im 2014 erfolgreich beendet. Dank ihren starken Resultaten als Spitzensportlerin hatte sie bereits 2009 parallel zu Ihrem Studium als Agronomie-Ingenieurin die Bereiterprüfung ablegen können. Ihre erfolgreiche Tätigkeit als Reitprofi hatte es ihr zudem erlaubt, nach der Matura in Locarno am Nationalen Jugendsportzentrum Tenero 2005 in verkürzter Zeit die kaufmännische Berufsausbildung zu absolvieren.

Gegenwärtig lebt Realini mit ihrem Mann Samuel Siegenthaler und die gemeinsamen Tochter Lena (2013) und Carla (2015) in Amsoldingen bei Thun BE, wo sie sowohl mit ihren eigenen Pferden arbeitet als auch jenen, die ihr zur Ausbildung anvertraut werden. Dem Spitzensport ist Realini treu geblieben. Sie absolviert Wettkämpfe in den Disziplinen Springen, Dressur und Concours Complet (Cross als Einzeldisziplin wird nicht geprüft) im In- und Ausland.